Zweidieter bleiben ihrem Agglofolk auch auf der zweiten CD treu: Wiederum mischt sich der Smog von London und New York mit der würzigen Luft der Alpen, noch immer scheint die schwüle Sonne des Mississippideltas über den Bergrand des engen Muotatals.
Doch hat nun das Jodeln an Stellenwert gewonnen, und zu Querflöte und Dialekt-Gesang erklingt neben der akustischen auch mal die E-Gitarre. Zusätzlichen Schub bekommt die Mischung aus eigenen Stücken, Coverversionen von Motörhead bis John Zorn und traditionellen Ländlertänzen durch Dide Marfurt, der als Gast gelegentlich zum Bass greift.

2015109 «Dopplet & drüfach»

Die Schweiz ist kaum je weltstädtisch und nur mehr selten ländlich – die Schweiz ist Agglo und Agglofolk eine repräsentative Form der Volksmusik des 21. Jahrhunderts.
Wir respektieren und schätzen die traditionelle Schweizer Volksmusik. Aber wir sind nun einmal mehr mit dem Blues als mit dem Ländler aufgewachsen, bei uns in der Gegend lernte man Gitarre oder Querflöte und nicht Schwyzerörgeli oder Klarinette. Und trotzdem wächst, wenn man sich irgendwo zwischen Joe Strummer, John Zorn, Westafrika und Nordindien zu verlieren droht, das Bedürfnis nach einer Musik, die hier – aber auch jetzt – verankert ist. Einiges ist ja doch hängen geblieben vom Hiesigen, anderes entdeckt man neu. Damit lässt sich etwas anfangen.
Der grössere Teil des Repertoires stammt aus dem althergebrachten Fundus der Schweizer Volksmusik, jedoch sind auch zahlreiche andere Einflüsse zu hören, die in der Agglo längst zur Tradition geworden sind. Früher war es üblich, Themen und Motive, die man irgendwo aufgeschnappt hatte, zu verarbeiten und mit eigenen zu kombinieren oder mit neuen Texten zu versehen. Diese genuine Form der Kulturdynamik ist heute verpönt und wird – in Übersteigerung des Individuums als schöpferisches Genie – zunehmend gesetzlich verboten. Wir tun es trotzdem.

2010063 «Agglofolk»